Meine Erlebnisse auf der Furka

 

Die Bahnlinie über die Furka Bergstrecke wurde mit Eröffnung des Basistunnels 1982 eingestellt. Ein paar Eisenbahnfreunde wollten den Abriß der Bergstrecke verhindern. Sie gründeten die Dampfbahn Furka Bergstrecke (DFB) AG. Durch den Verkauf von Aktien wurde erstes Kapital besorgt. Nun wurden Dampflokomotiven gesucht. Die „Weißhorn“ (baugleich mit der „Breithorn“) war die erste Dampflok. Die Lok gehörte einst Visp-Zermatt Bahn und ab 1941 dem Chemiewerk Domat Ems. Hier verrichtete die Lok nur Rangierarbeiten im Chemiewerk und das nicht mehr benötigte Zahnradtriebwerk wurde ausgebaut. Die Schuljugend von Chur bekam die Lokomotive nach Beendigung ihrer Arbeit geschenkt. Bei Oswald Steam wurde die Lok überarbeitet und erhielt ein neues Zahnradtriebwerk. Anzumerken ist, daß die „Weißhorn“ auf der Furka Bergstrecke im Betriebsdienst wohl nie zu sehen war.

Einige Lokomotiven fanden den Weg über Frankreich nach Vietnam. 1999 wurden die brauchbaren Dampflokomotiven unter abenteuerlichen Bedingungen in die Schweiz zurückgeholt. Unser Vereinsmitglied Roger Waller war bei dieser Aktion dabei. Heute sind wieder vier Vietnamlokomotiven einsatzbereit.

Eine Schweizreise führte mich ca. 1986 an die Furka. Im Souvenierkiosk im Bahnhof Gletsch konnte ich eines der letzten Bücher des Dumjahnverlages „Das große Buch der Furka-Oberalpbahn (in Deutschland nicht mehr erhältlich) erstehen. Der Bahnhof hatte damals den Spitznamen „Gfellers Datscha“. Auf dem Pass wurde ich von dem unheilbaren Furka Virus befallen.

1988 kaufte ich mir eine 200 CHF Aktie (heute nur noch 20 CHF Wert). Zu der Aktionärsversammlung fuhr ich nach Bern ins Kurhaus. Nach der Genehmigung der Kapitalerhöhung durch die Altaktionäre war ich stimmberechtigt.

Dann folgte mein erster Frondienst, welcher mir der deutsche Wolfgang Schmidt vermittelte. Die Anreise erfolgte über den Grimsel- und Furkapass. Die DFB buchte mich für eine Woche ich das Hotel „Tiefenbach“ in Realp. Mit der Motordraisine Xmh4961 wurden wir nach der Sicherheitsbelehrung durch Walter Willi zu unserer Baustelle zwischen dem Tunnel Alt-Senntumstaffel I und der bekannten Steffenbachbrücke  gebracht. Dort wurde eine Mauer sanniert. Meine Aufgabe war, mit dem Zwangsmischer Beton anzumachen. Als nächtes haben wir einen Graben zur Aufnahme eines Kabelrohres erstellt. Am letzten Arbeitstag haben wir unter Mithilfe des Urgesteins Hermann Steiner ein Bachbett mit Durchlass gereinigt. Bei späteren Besuchen an der Furka habe ich ihn immer wieder getroffen. Zum Abschluss des Frontdienstes konnte ich am folgenden Wochenende noch an der Einweihung der Dampflok „Weißhorn“ auf dem östlichen Parkplatz in Realp teilnehmen.

Des öfteren fuhr ich mit den Modelleisenbahnfreunden Bad Bergzabern zum letzten Fahrtag Anfang Oktober nach Realp. Anfangs ging die Fahrt bis zur Station Tiefenbach, später bis Station Furka. Auf der Heimreise besuchten wir die Modellbautage im Verkehrshaus in Luzern.  Später fuhr ich alleine an die Furka. Die Fahrten gingen dann bis Gletsch und später bis Oberwald.

Fotostrecke: © Archiv Bernd Bahnmüller

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Zweiter Frondienst

Zu einer späteren Arbeitswoche reiste ich diesmal am Samstag an. Die Route führte mich über Basel, durchs Schweizer Jura, Delmont, Bern (einwandfreies durchfahren), Interlaken, Grimselpass und dem Furkapass nach Realp. Am Nachmittag ging ich zu Fuß auf der Bahnlinie bis zur Steffebachbrücke. Untergebracht wurde ich diesmal in einer Containersiedlung. Heute befindet sich dort der Lokschuppen der Dieselcrew.

Am Sonntag wanderte ich im Regen entlang der Schweigstrasse bis in das Tal der Witenwasseren-Reuss.

Mein Frondienst begann mit der obligatorischen Sicherheitsbelehrung und wollten dann zu unserem Arbeitsplatz am Alt-Senntumstafel Tunnel II. Die Fahrt endete aber schon vorm Alt-Senntumstafel Tunnel III. Eine Mure hat vor dem Tunneleingang das Gleis verschüttet. Also gingen wir zu Fuß an unsere Baustelle.

Wir Laien bauten eine Betonschalung ab, während Facharbeiter eine neue Schalung erstellten. Dienstags wurde mit einem Bagger der Baufirma Vanoli der Murenabgang beseitigt. Ein größerer Stein hat das Gleis verbogen, welches wir dann auswechselten. Zum Glück waren die Schienenverbindungen noch verschraubt. Unter Mithilfe eines Krans auf einem Tm wurde ein Förderband aufgebaut, Der Einsatz dauerte bis spät in die Nacht, da am nächsten Tag betoniert werden sollte.

In der Dunkelheit habe ich mir durch einem Fehltritt den Fuß verstaucht. Die „Arbeitseinsätze“ blieben die nächsten zwei Tage auf das Depot beschränkt. Am folgenden Samstag fuhren wir mit einem Tiefgangwagen den Berg hoch. Unterwegs sprang das Fahrzeug oft aus den Gleisen und wurde wieder mit einem Spindelhubelement ins Gleis gebracht. Da die Winterruhe anstand haben wir zudem noch viele Baugeräte ins Tal gebracht.

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Fotostrecke: © Archiv Bernd Bahnmüller

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Dritter Frondienst

Die Anreise zu einer weitern Arbeitswoche ging wieder durch das Schweizer Jura und über den Grimselpass nach Realp. Vor meinem dritten Arbeitseinsatz fuhr ich am Samstag noch mit dem Zug nach Zermatt und weiter auf das Gornergrat. Beste Sicht, blauer Himmel, nicht eine Wolke trübte den Blick. Ausserdem reiste ich am Sonntag noch mit dem Dampfzug nach Oberwald bevor ich meinen dritten Frondienst bei der Dampfbahn Furka Bergstrecke antrat.

Zum Montagmorgen fielen in Realp gute fünf Zentimeter Neuschnee. Im Depot Realp teilte mich die DFB diesmal der Vegetations-Gruppe zu. Mit der MGB (Matterhorn-Gotthard Bahn, ex FO Furka Oberalppass Bahn) durch den Basistunnel nach Oberwald. Unser Gruppenleiter holte uns vom Bahnhof ab und brachte uns Fronies nach Gletsch. Im dortigen Lokschuppen nahmen wir unser Werkzeug auf. Die Furkapass-Strasse war an diesem Morgen gesperrt. Daher gingen wir bei leichtem Schneefall (zum Glück hat es nicht geregnet) auf der Bahnlinie zu unserer Baustelle.

Die Aufgabe für diese Woche war die Reinigung des Entwässerungsgraben bergseitig neben der Trasse. Dabei mußten wir Geröll, Sand und Bewuchs entfernen. Während der Räumarbeiten fanden wir einige alte Werkzeuge, wie Meißel, welche wahrscheinlich noch aus der Gründerzeit stammten. Immer wieder viel mein Blick auf die in die Schienen eingewalzten Kürzel der ersten Gesellschaft BFD (Brig – Furka – Disentis).

Zur Mittagszeit versorgte uns die Küchencrew immer im Blauen Haus in Gletsch. Nach dem Arbeitsende wurden wir mit dem Auto nach Oberwald gebracht und fuhren durch den Basistunnel zurück ins Depot. Am letzten Tag wurden wir an der Baustelle von dem Traktor Tm 985 abgeholt und durch den Scheiteltunnel zurück ins Depot gebracht. Am Abend konnte ich an einem kleinen Referat über die Brandschutzmaßnahmen oberhalb von Oberwald teilnehmen. Unser NFS Redakteur Frieder Jehring hatte bei seiner Schweizreise wegen Waldbrandgefahr das letzte Stück von Gletsch nach Oberwald eine Diesellok vorm Zug. Das Leben in den Bergen ist hart und unerbittlich. Trotzdem ist es schön.

Fotos: © Sammlung Bernd Bahnmüller

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