Stand: 20.05.2024
Mit dem Stammtisch Niedersachsen unterwegs im Unterharz
Mitte März folgten wieder zahlreiche Gäste der Einladung zur Teilnahme an der traditionellen Winterfahrt. Zum diesjährigen Programm gehörte ein Besuch der Schüler AG des Modellbahnvereins Burgbreite in der Ganztagsschule Wernigerode, eine Führung durch die neue gläserne Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen, ein Besuch der Atelierschmiede Harz im früheren Güterschuppen des Bahnhofes Wernigerode und eine Extrafahrt mit dem historischen Triebwagen „T1” auf der ältesten Meterspurbahn im Harz, der Selketalbahn.
Winterfahrt oder Fahrt in den Frühling ?
Eigentlich sollte es noch eine Winterfahrt sein, aber am heutigen Sonntag zeigte sich bereits der Frühling mit milder Temperatur und überwiegend blauem Himmel. Bei bestem Wetter fuhren wir also nun im bequemen Reisebus zum Betriebsmittelpunkt der Selketalbahn nach Gernrode.
Bereitstellung des Sonderzuges
Bei Ankunft in Gernrode konnten wir die beiden Triebfahrzeugführer bei den Vorbereitungen zur Extrafahrt ein wenig über die Schulter blicken. Entweder vom Bahnsteig aus, oder von der Südseite des Bahnbetriebswerkes. Wegen der Einfahrt des planmäßigen Personenzuges nach Alexisbad fuhr der „T1” frühzeitig zum Einstieg der Gäste an den Hausbahnsteig.
Von Gernrode nach Harzgerode und zurück – so der Auftrag vom Club DR Ehrenlokführer, genauer, der Auftrag von Gerd Höttcher, Leiter des Stammtisches Niedersachsen, ein treuer Kunde der Harzer Schmalspurbahnen und Mitglied bei der Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen e.V. in Wernigerode.
Ankunft des Personenzuges aus Quedlinburg
Dampfzug 8963, planmäßige Ankunft in Gernrode um 10.45h (HSB Winterfahrplan 2023/24)
Vor unserer Abfahrt gehörte für einige Minuten die volle Aufmerksamkeit aller Leute der kleinen Dampflok 99 6001, insbesondere die der Fotografen. Um die Lok von der Sonnenseite her abzulichten, suchte ich mir einen geeigneten Platz an der Längsseite des kleinen Lokschuppens, welche vom Bahnübergang Otto-Franke-Straße her gut zu erreichen war. Somit konnte ich so in etwa die Vorschriften einhalten, ohne die Gleise im Bahnhof zu überschreiten und ohne die diensthabende Bahnhofsvorsteherin zu verärgern …
Ausfahrt des Personenzuges aus Quedlinburg zur Fahrt nach Alexisbad
Dampfzug 8963, planmäßige Abfahrt von Gernrode um 10.46h (HSB Winterfahrplan 2023/24)
Mit frisch aufgelegter Kohle nahm 99 6001 Fahrt auf. In Gedanken standen alle Ehrenlokführer auf dem Führerstand. Alle hatten den Abfahrtspfiff quittiert, die Steuerung nach vorne ausgelegt und den Regler Schritt für Schritt geöffnet – in Gedanken wohlgemerkt.
Die Selketalbahn ist seit eh und je die Stammstrecke der kleinen Lok, welche deshalb auch dem Bw Gernrode zugeteilt ist. Das hiesige Einsatzstelle ist dem HSB Bahnbetriebswerk Wernigerode Westerntor zugeordnet.
Wir sollten den Zug im Laufe des Tages in Mägdesprung noch zweimal kreuzen.
Fotostop am Haltepunkt Osterteich
Der beschauliche Haltepunkt am Ortsausgang von Gernrode ist nach dem nahen Osterteich benannt, ein Stauteich des Wellbachs, einst angelegt zum Betrieb einer Wasserkunst der Erzgruben im Ostergrund.
Wanderer nutzen die Station Osterteich, zum Beispiel, um von hier über den Fernwanderweg „Selketalstieg” entlang des nördlichen Harzrandes über Ballenstedt nach Meisdorf zu gelangen.
Für uns war der Halt am Osterteich eine schöne Möglichkeit unseren „T1” in aller Ruhe zu porträtieren.
Scheineinfahrt in den Bahnhof Sternhaus-Ramberg
Der Bahnhof Sternhaus-Ramberg ist Scheitelpunkt der Selketalbahn. Der Bahnhof liegt auf einer Höhe von 413 Meter und damit 203 Meter höher als Gernrode, 97 Meter höher als Alexisbad und 26 Meter höher als Harzgerode.
In Sternhaus-Ramberg können Züge kreuzen oder überholen. Für uns Ehrenlokführer der richtige Ort für eine „Scheineinfahrt“ des bestens gepflegten „T1” …
Andere Reisende können hier Aus- oder Zusteigen, um im nahen Gasthaus und Hotel „Sternhaus-Harz” einzukehren oder zu übernachten oder zum Bremer Teich zu wandern.
Ankunft im Bahnhof Mägdesprung
Die ersten Züge der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft erreichten den damaligen Endbahnhof Mägdesprung ab August 1887. Damit gab es eine Schmalspur-Verbindung zur hier ansässigen Eisenhütte. Namen, wie Eisenhammer oder Drahtzug erinnern an die Zeit der Montanindustrie.
Heute ist Mägdesprung Kreuzungsbahnhof.
Wir hielten in Mägdesprung zeitig vor dem ersten Wiedersehen mit 99 6001 mit ihrem Personenzug. Es verblieb genügend Zeit zum Fotografieren oder für ein harztypisches Getränk am Stand vor dem Bahnhofsgebäude.
Kreuzung mit dem Planzug von Alexisbad nach Quedlinburg im Bahnhof Mägdesprung
Dampfzug 8964, planmäßige Abfahrt von Mägdesprung um 12.01h (HSB Winterfahrplan 2023/24)
Es war deutlich zu sehen, der Heizer schaufelte eifrig Kohle nach, damit der Meister entspannt in die Steigung Richtung Sternhaus-Ramberg einfahren konnte.
Nicht ganz einfach das Geschehen im starken Gegenlicht mit der Kamera festzuhalten. Dank HDR-Belichtungstechnik ließen sich dennoch zeigbare Ergebnisse erzielen.
Kreuzung in Alexisbad mit dem Triebwagen von Harzgerode nach Nordhausen Nord über Stiege und Eisfelder Talmühle
Zug 8971, planmäßige Abfahrt von Alexisbad um 12.39h (HSB Winterfahrplan 2023/24)
In Alexisbad hatten uns die Planer wieder ausreichend Zeit gelassen, damit wir uns vor der Mittagspause in Harzgerode noch ein wenig die Füße vertreten konnten, oder um der Kreuzung mit dem Triebwagen 187 017-9 zuzusehen.
Dem aufmerksamen Beobachter entging sicher nicht die aufwendige Sanierung der Trasse, Bahnübergange und sonstiger Verkehrseinrichtungen. Es ist also anzunehmen, dass auf der Selketalbahn in den nächsten Jahren weiterhin Züge fahren werden und weiterhin pure Eisenbahnromantik zu geniessen ist.
Leider wartet das Empfangsgebäude hier in Alexisbad weiterhin auf bessere Zeiten. Die Harzer Schmalspurbahnen bieten die Immobilie interessierten Investoren zur eigenverantwortlichen Sanierung und Nutzung an.
Auch für das alte Gebäude des Hotels „Habichtstein” bemüht man sich um eine Instandsetzung. Zur Unterstützung der Vorhaben plant die Politik in Harzgerode nun, den Ortsteil Alexisbad als Städtefördergebiet auszuweisen, so schrieb zumindest die Mitteldeutsche Zeitung. Drücken wir mal die Daumen.
Kurz vor Abfahrt nach Harzgerode bot sich noch die Gelegenheit für ein Gruppenfoto mit dem „T1”. Wer genau hinsieht, erkennt sicher unseren Altsekretär, der immer noch nicht so wirklich Erwachsensein will …
Ankunft am Zielbahnhof Harzgerode
Motor aus, Handbremse anlegen, Türen abschließen – Middach!
In der Bahnhofsgaststätte „Zur Harzbahn” erwartete man die Teilnehmer der Winterfahrt bereits. Auch dabei, unsere Triebfahrzeugführer der HSB. Das Essen war bereits vorbestellt und so verging auch nicht viel Zeit bis die Speisen und Getränke angerollt kamen.
Übrigens hat im letzten Jahr einen neue Wirtin das Lokal übernommen. Die Speisekarte ist ländlich, das Essen reichlich. Überhaupt wirkt der Bahnhof sehr gepflegt. Eisenbahnfreunde können sich für ihren Aufenthalt in Harzgerode sogar eine Ferienwohnungen im früheren Empfangsgebäude buchen.
Im Anschluss an den Hauptgang ließ es sich der Präsident nicht nehmen, dem HSB Personal und Marlis und Gerhard Höttcher für die Organisation dieser Reise und die damit verbundenen Mühen zu danken. Im Anschluss wies er auf die nächsten Angebote hin und erinnerte an die Anmeldungen zur General- / Jahreshauptversammlung 2024 in Husum in Nordfriesland.
Eigentlich hätte ich jetzt mit dem „T1” noch weiter quer durch den Harz fahren können, nach Stiege, nach Nordhausen oder kurz auf den Brocken … Schade, für uns ging es nun leider wieder zurück. Zwei Halte sollten aber noch folgen.
Auf der Rückfahrt – Kreuzung mit dem Planzug von Gernrode nach Hasselfelde
Dampfzug 8966, planmäßige Abfahrt von Mägdesprung um 14.44h (HSB Winterfahrplan 2023/24)
Eine schöne Begegnung am Nachmittag. 99 6001 mit dem Schornstein voraus. Da freut man sich als Fotograf.
Übrigens sollen die beiden Triebfahrzeugführer am unermüdlichen Fleiß des einen oder anderen Kameramanns auch ihren Spaß gehabt haben. Sie beobachteten uns wohl genau, sehr genau … Man sagte später sogar, dass Sie zwei der Emsigsten nach einem bekannten dänischen Duo aus der Stummfilmzeit benannten …
Nach Ausfahrt des Dampfzuges setzten auch wir mit unserem „T1” unsere Rückfahrt nach Gernrode fort.
Kurz vor Feierabend – letzter Zwischenhalt in Sternhaus-Haferfeld
Ein letzter Halt, bevor wir in Gernrode wieder in den Bus nach Wernigerode umstiegen.
Zeit für ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, die an der Planung und Durchführung dieser Extrafahrt mitwirkten. Dank auch an unsere Triebfahrzeugführer – es hat Spaß gemacht mit Euch !