ZLSM – Mit dem Sonderzug für die DR Ehrenlokführer durch Südlimburg
Am Vormittag endetet die diesjährige General-/Jahrehauptversammlung bereits etwas „vor Plan“, sodass sich unsere Gäste in aller Ruhe vor dem Hotel am Bussteig einfinden konnten. Denn zum Abschluss der Veranstaltung stand noch ein letzter Höhepunkt auf dem Programm – die Niederlande! Genauer gesagt, eine Fahrt mit einem Sonderzug für die DR Ehrenlokführer auf allen Strecken der Südlimburgischen Dampfeisenbahn-Gesellschaft (Zuid Limburgse Stoomtrein Maatschappij, kurz ZLSM)!
Der uns bereits vertraute Busfahrer der Heinsberger Verkehrsbetriebe Höninger fuhr die Teilnehmer von Geilenkirchen über Merkstein nach Herzogenrath. Hier unterquerten wir die DB-Strecke Aachen-Geilenkirchen, erreichten am Eurode Park Business Center die niederländische Provinz Limburg und bogen sogleich in die Nieuwstraat ein. Diese Straße trennt die Stadt Kerkrade von Herzogenrath. Die Häuser auf der einen Seite gehören zu den Niederlanden und die auf der anderen Straßenseite zu Deutschland. Kaum zu unterscheiden, wenn da nicht die geparkten Autos mit den gelben Kennzeichen wären. Dann fuhren wir in die Domaniale Mijnstraat ein und passierten nach wenigen Minuten die ehemalige Schachtanlage Nulland. Wir folgten dem Verlauf der Straße, die sich nun Hamstraat nennt, kreuzten die Schnellstraßen N 300, N 281 und die Autobahn A 76 und erreichten auf direktem Wege den Ortskern von Simpelveld und den Bahnhof der Zuid Limburgse Stoomtrein Maatschappij.
Ein aufmerksamer Mitarbeiter der „ZLSM Bahnhofsaufsicht“ empfing uns vor dem altehrwürdigen Bahnhofsgebäude und lotste unseren Bus durch die enge Zufahrt zum Parkplatz westlich vom Empfangsgebäude. Danach führte er uns in das Obergeschoss des Bahnhofs und begrüßte uns in den sonst nicht öffentlich zugänglichen Räumen nochmals herzlich. Die ZLSM zauberten für jeden Gast prall gefüllte Lunchtüten mit allerlei Schmackhaftem aus der Region Limburg auf den Tisch. Etwas unglücklich waren unsere Freunde über den Umstand, dass sie uns wegen der Covid-Anordnungen nicht im Restaurant empfangen durften. Aber das war uns Organisatoren bekannt, hatten wir ja vorher so besprochen. Nein, wir waren ganz überrascht von der Gastlichkeit und der Gastfreundschaft.
Vom Fenster aus konnte ich auf unseren bereitgestellten Sonderzug blicken. Keiner der Gäste wusste was da noch auf uns wartete …
Ich war schon gespannt, was die Clubkollegen zu dem Zug wohl sagen würden! Ich ließ mir meine Neugier aber nicht anmerken und schenkte mir nochmal von dem verdammt starken holländischem Kaffee ein.
Nach einiger Zeit rief unser sympathischer „Aufsichtsbeamter“ zum Aufbruch. Wir verließen das Gebäude zur Straßenseite hin und gelangten über einen extra abgesperrten Zuweg, separiert von zahlreichen anderen Besuchern und Reisenden, zum Bahnübergang und weiter auf den Mittelbahnsteig. Eine notwendige Maßnahme wegen Covid, verantwortungsvoll organisiert.
Ja, und dann war das Geheimnis gelüftet:
Auf „Spoor 3″ der Sonderzug für die DR Ehrenlokführer – Zuglok die gelb/graue Lokomotive NS 2215 des „Stichting Het Nederlands Spoorwegmuseum“, welche seit Mitte des Jahres bei der ZLSM verweilt, dann der blaue Pullman-Speisewagen vom Typ Breda der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (Internationalen Schlaf- und Speisewagengesellschaft), später im Bestand der belgischen NMBS/SNCB, sowie am Zugschluss der belgische Reisezugwagen vom Typ K1-BD.
Eine Zugzusammenstellung, die so nur Dank des Engagements von Tim Hamers (Organisatie Evenementen Miljoenenlijn, ZLSM) möglich war.
Die „Speciale Ritten“ auf allen drei Streckenästen der Museumsbahn konnten nach monatelanger Vorbereitung nun wirklich beginnen!
Folgen Sie nun unseren Bildberichten in der rechten Spalte dieser Seite. Unten finden Sie nachfolgend Informationen zur ZLSM, zum Bahnhof Simpelveld und zu den Fahrzeugen des Sonderzuges für die DR Ehrenlokführer.
Mittagspause im Bahnhof Simpelveld:
Fotos: © Reinhard Schüler
Erinnerungen an die erste Fahrt: Simpelveld – Vetschau – Simpelveld
„Gelieve in te stappen! Sluit de deuren!“ dann „Vertrekbevel“ und Lokpfiff. Wir beginnen den ersten der drei „Speciale Ritten“ vom Bahnhof Simpelveld (km 24,0) nach Vetschau (km 28,5) bei Aachen und zurück. Die dieselelektrische Lok 2215 fährt langsam an. Unser Zug fährt in östlicher Richtung über die Brücke über den Nijswillerweg, passiert das Stellwerk am Depot und folgt in einem Rechtsbogen dem Streckenverlauf zwischen der ZLSM Werkstatt und ZSLM Fahrzeughalle. Danach halten wir zur Sicherung des Bahnübergangs Bocholtzerweg. Weiter geht unsere Fahrt nun in südöstlicher Richtung parallel zum Bocholtzerweg und dem Simpelvelder Gewerbegebiet. Auf halber Strecke zwischen Simpelveld und der Ortschaft Bocholtz unterqueren wir den Autobahnzubringer N 281 und nähern uns dem Wohngebiet Kerkeveld und durchfahren anschließend in einem sanften Linksbogen den Ortskern von Bocholtz, wobei auch hier die Bahnübergänge Heiweg und Helweg am Ortsausgang wieder durch das Zugpersonal zu sichern waren.
Nun steigt das Gelände leicht an und wir setzen mit geringer Geschwindigkeit unsere Fahrt in einem Einschnitt fort und erreichen in Höhe der Abzweigung Akerweg – Vetschauerweg bei Streckenkilometer 27,6 die Staatsgrenze zu Deutschland und blicken gleich darauf auf Relikte des vor dem zweiten Weltkrieg errichteten Westwalls mit seinen Drachenzähnen an den Böschungen zu beiden Seiten des Gleises.
In Folge unterqueren wir eine kleine Feldwegbrücke, die Bundesautobahn A4 von Aachen und einen weiteren Feldweg und fahren in die Endhaltestelle Vetschau ein, die nur noch durch die Bahnsteigkante und durch das Bahnhofsschild als solche zu erkennen ist. Längst hat sich die Natur das Bahngelände zurückerobert. Vor der Laurensberger Straße endet die Strecke am Prellbock. Der Rest der Strecke bis Aachen-West über Richterich ließ die Deutsche Bahn bereits vor vielen Jahren abbrechen.
Nach einem kurzen Aufenthalt fuhren wir das Gleis nach Simpelveld zurück. Da in Vetschau keine Möglichkeit für einen Lokumlauf besteht, zieht uns eine Kleinlok, eine Köf III der DB nach Simpelveld zurück. Die Köf lief auf der Hinfahrt am Zugschluss unseres Sonderzuges mit.
Fotos: © Reinhard Schüler
Ergänzende Aufnahmen vom Haltepunkt Vetschau und von den „Drachenzähnen“ bei Bocholtz:
Die Strecke Maastricht – Aachen endet am Prellbock vor der Laurensberger Straße in Vetschau auf deutschem Gebiet. Der Holzstapel auf der anderen Straßenseite symbolisiert wunderbar die deutsche Verkehrspolitik. Hier wächst leider nicht zusammen, was zusammengehört …
Fotos: © Reinhard Schüler
Information zur Geschichte der ZLSM und der „Miljoenenlijn“
Die niederländische Gesellschaft wurde 1988 eigens für den Museumbetrieb auf stillgelegten Bahnstrecken der Nederlandse Spoorwegen (NS) in der Region Südlimburg gegründet. Das heutige Streckennetz reicht von Simpelveld nach Schin op Geul im Westen bis nach Kerkrade im Osten, die sogenannte „Miljoenenlijn“, mit Abzweig in Simpelveld nach Vetschau bei Aachen in Deutschland. Der Strecken der ZLSM führen durch die schönsten Landschaften des „Zuid Limburgse Heuvelland“, sprich des Süd-Limburgischen Hügellandes.
Das erste Bahnhofsgebäude in Simpelveld wurde in Zusammenhang mit der Fertigstellung der internationalen Bahnverbindung Antwerpen – Maastricht – Aachen – Köln im Jahr 1853 eröffnet. Simpelveld war von Beginn an Grenzbahnhof und beherbergte die Einrichtungen der Königlich Niederländische Militärgendarmerie. Mit zunehmenden Verkehrsaufkommen wurden die Bahnhofsanlagen erweitert und das Bahnhofsgebäude im Jahr 1910 durch einen großzügigen 100 Meter langen Neubau ersetzt. 1975 erfolgte ein Teilabriss mit Verlust der Warteräume und der Güterhalle. Es verblieb in etwa das heutige Empfangsgebäude mit Räumlichkeiten für die Fahrkartenausgabe, für die Post und für den niederländischem und deutsche Zoll. In den ehemaligen Zollräumen befindet sich heute das schmucke Bahnhofsrestaurant, die „Brasserie Miljoenenlijn“.
Die Ankündigung der Schließung der Eisenbahnlinien zwischen Simpelveld und Kerkrade (1988) und zwischen Maastricht und Aachen (1992) inspirierte eine Gruppe von Enthusiasten zur Gründung einer Stiftung zum Zweck der Erhaltung des Eisenbahnkulturerbes. Ihr Traum war es, eines Tages einen Museumsverkehr auf diesen Eisenbahnlinien mit Dampf- und historischen Dieselzügen zu betreiben. Nach mehreren Jahren der Mittelbeschaffung wurde 1992 das erste rollende Material gekauft und betriebsfähig aufgearbeitet.
Im April 1995 konnte die ZSLM den Museumsbetrieb mit einer Dampfzugfahrt durch das „Heuvelland“ feierlich eröffnen. Seitdem sind mehr als zweihundert ehrenamtliche Mitarbeiter für die ZLSM tätig.
Im Jahr 2016 wurde das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit finanzieller Unterstützung der Provinz Limburg umfassend restauriert. Zahlreiche bahntypische Accessoires, Reiseutensilien und Stückgüter vermitteln dem Besucher ein lebendiges Flair eines europäischen Grenzbahnhofes aus der letzten großen Zeit der Eisenbahn.
Quelle: Geschichtliche Angaben Bahnhof Simpelveld: ZLSM, Bearbeitung der Übersetzung: R. Schueler, URL 2020, https://www.miljoenenlijn.nl/station-simpelveld/
Aus dem „Museumgids/Musumsführer” der „Miljoenenlijn”:
Das gut aufgmachte Heft beschreibt ausführlich die Geschichte der Eisenbahnen und deren wirtschaftliche Zusammenhänge mit dem Bergbau im Dreiländereck. Wer mehr über die ZLSM wissen möchte und nicht in Archiven suchen möchte, der ist mit dieser reichlich illustrierten Broschüre bestens bedient.
Auszug zur Historie der ZLSM:
Gründung der ZLSM: 24. März 1988. Mit Fahrplanwechsel am 30. Mai 1992 erfolgte die endgültige Einstellung des Betriebes auf der Strecke Maastricht -Aachen. Am 28. Juli 1994 schlossen die Niederländischen Staatsbahn und die ZLSM ein Abkommen zur Übernahme der Infrastruktur der uns bekannten Strecknabschnitte zwecks Einrichtung eines touristischen Betriebes mit Museumsfahrzeugen. Am 21. Dezember 1994 erteilte das niederländische Verkehrsministerium der ZLSM die nötige Konzession.
Zu den weiteren bedeutenden Ereignissen zählt die ZLSM:
1995 – die Betriebsaufnahme;
1998 – die Verleihung des „Limburg-Preises”, Würdigung als beste Freiwilligen-Organisation;
1998 – die Genehmigung zur Nutzung des niederländischen Bahnnetzes und Lizenzierung der ZLSM Werkstätte als vollwertiges Ausbesserungswerk;
2003 – das Jubiläum 150 Jahre Strecke Maastricht Aachen, Teilnehmer aus Deutschland der „Adler“, Pendelfahrten mit den zugehörigen Wagen;
2005 – die Mitfahrt der Königin Beatrix im Pullmann Speisewagen anlässlich der Feiern zum 25. Thronjubiläum;
2013 – das Jubiläum „25 Jahre ZLSM”.
Warum Miljoenenlijn ?
Wikipedia erklärt: Mit Miljoenenlijn (Millionenlinie) ist eigentlich der 1934 eröffnete 12,5 Kilometer lange Streckenabschnitt von Simpelveld nach Schaesberg (Landgraaf) bei Kerkrade gemeint, eine Verbindung der Strecken Maastricht -Aachen und Sittard–Herzogenrath. Der Name der einzigen Bergstrecke der Niederlande leitet sich von den hohen Baukosten ab, die insgesamt 12,5 Mio. niederländische Gulden betrugen (ein Kilometer – eine Million Gulden), da die hügelige Landschaft umfangreiche Erdarbeiten mit tiefen Einschnitten und hohen Dämmen erforderlich machte. Im Jahr 1988 wurde der Abschnitt von Simpelveld bis Kerkrade zunächst stillgelegt, aber bereits 1995 nach Übernahme durch die Zuid-Limburgse Stoomtrein Maatschappij (ZLSM) als Museumsbahn wieder eröffnet. Regulärer Personenverkehr findet derzeit lediglich auf dem seit 1986 elektrifizierten Teilstück zwischen Landgraaf und Kerkrade-Centrum statt.
Quelle: Miljoenenlijn (URL 2020), Wikipedia Mijoenenlijn
Zweite Fahrt: Simpelveld – Kerkrade – Simpelveld (Depot):
Kurzer Aufenthalt in Simpelveld nach Rückkehr von Vetschau. Die Köf wird vom Zug abgekuppelt. Für die anstehende zweite Sonderfahrt ist nur die NS 2215 vorgesehen. Und dann geht es auch gleich weiter.
Wieder fahren wir in östlicher Richtung aus dem Simpelvelder Bahnhof aus. In Höhe der Brücke über den Nijswillerweg wechselt der Zug über eine Weichenverbindung auf die Verbindungsbahn Simpelveld – Kerkrade – Landgraaf (Schaesberg), die eigentliche „Miljoenenlijn“. Einst gebaut, um im Limburger Kohlerevier eine bessere Anbindung der Zechen zu erhalten und um eine Verbindung der Strecken Maastricht-Aachen und Maastricht – Landgraaf (Schaesberg) – Kerkrade – Herzogenrath zu schaffen.
Auf einem Bahndamm umfahren wir die östlichen Stadtteile von Simpelveld, unterfahren in einem Einschnitt die Autobahn A 76 und die Schnellstraße N 281, die uns bekannte Hamstraat und erreichen die Ortschaft Speckholzerheide. Nach wenigen Minuten überqueren wir Kerkrades Westtangente N 299 und fahren in einem Linksbogen in den ZLSM Betriebsbahnhof Kerkrade ein. Der ZLSM Betriebsbahnhof ist baulich von dem ab hier elektrifizierten Streckenabschnitt der „Miljoenenlijn“ und der Station Kerkrade Centrum getrennt.
Übrigens war die Strecke Simpelveld – Kerkrade – Landgraaf (Schaesberg) einst zweigleisig und es gab zwischen Speckholzerheide und dem ZLSM Betriebsbahnhof Abzweigstellen zu den Zechen. Eine davon passierten wir am Mittag mit dem Bus in Kerkrade in der Domaniale Mijnstraat. Zur Linken blickten wir auf die Schachtanlage Nulland, heute ein Museum. Überhaupt ist von den einstigen Zechenbetrieben und Anschlußstrecken so gut wie nichts mehr zu sehen.
Im Betriebsbahnhof ist nun ausreichend Zeit für ein paar Fotos, bevor die NS 2215 abgekuppelt wird, vorzieht und über das Umlaufgleis zu den Einfahrweichen zurücksetzt. Außerdem bietet sich nun nochmals Zeit zum Verzehr von Restbeständen aus den Lunchtüten, da im Zug Maskenpflicht gilt und jeglicher Verzehr wegen Covid nicht möglich ist.
Dann kehren wir zurück nach Simpelveld und halten zwischen Einfahrsignal und Stellwerk zum Ausstieg zum Besuch des ZLSM Depots.
Fotos: © Reinhard Schüler
Eindrücke vom ZLSM Depot in Simpelveld:
Unsere Freunde von der ZLSM luden die Fahrtteilnehmer zu einem kurzen Besuch in ihrer Werkstatt ein. So konnten wir uns „zwischen den Ritten“ auch noch einen umfassenden Eindruck von der kompletten Restaurierung der Dampflok 52 532 und anderer Vorhaben verschaffen. Beeindruckend die Wiederaufarbeitung der deutschen Dampflok einschließlich der baldigen hier stattfindenden Inbetriebnahme und Zulassung.
Vor der Werkstatt wurde die schwedische Dampflok 1040 von der dieselelektrischen Kleinlok NS 248 rangiert. Bemerkenswert ist, daß die Kleinlok beidseitig von außen gefahren werden kann. Lokführer und Rangierer stehen dabei auf langezogenen Trittbrettern unter den weitausladenden seitlichen Dachvorständen.
Die schwedische Dampflok E2 1040 wurde 1910 von Nydgvist & Holm te Trollhättan gebaut und verfügt über innenliegende Zylinder und Triebwerke nach Walschaert. Die E2 1040 ging 1998 in den Besitz der ZLSM.
Mehr zur Information zur Rangierlok – siehe: De Nederlandse Museummaterieel Database (URL 2020), http://www.nmld.nl/de/objekt/1113
Für mehr Information zur Dampflok – siehe: De Nederlandse Museummaterieel Database (URL 2020), http://www.nmld.nl/de/objekt/1095
Fotos: © Reinhard Schüler
Ergänzung – Besuch im Depot der ZLSM in Simpelveld
Die folgenden Bilder konnten am Abend des 03. September aufgenommen werden. Tim Hamers führte uns durch den „Werkplatz“ und den „Fahrzeugschuppen“. Dabei bekamen wir den unglaublich vielfältigen Fuhrpark der ZLSM zu sehen. Am späten Abend gab es dann noch einen frisch gebrühten Kaffee im Außenbereich zwischen den Gleisen. Ein schöner Sonnenuntergang, ein gutes Gespräch mit dem späteren Ergebnis einer perfekten Organisation und Durchführung unserer Sonderfahrten durch die Mannschaft der ZLSM.
Fotos: © Reinhard Schüler
Technische Daten und Beschreibungen zu den Fahrzeugen unseres Sonderzuges:
Lokomotive NS 2215 – Stichting Het Nederlands Spoorwegmuseum (SpM)
Hersteller: NV Allan & Co’s Koninklijke Nederlandsche Fabriek van Meubelen en Spoorwegmaterieel, Baujahr 1955.
Ursprünglicher Eigentümer: Nederlandse Spoorwegen (NS), Historische Nummer: NS 2215
Ende der 1940er Jahre beschloss die Direktion der Niederländischen Staatsbahn, ihre Dampflokomotiven möglichst schnell außer Dienst zu stellen. Dies wurde durch den Kauf von 95 elektrischen Lokomotiven und 276 dieselelektrischen Lokomotiven erreicht. 1958 vollzog die NS den Strukturwandel und die letzte Dampflokomotive wurde an das Eisenbahnmuseum (Lok 3737) überstellt.
Von den dieselelektrischen Lokomotiven war die Baureihe 2201 – 2350 die Universallok für den schweren Güterverkehr auf den Hafenbahnen, auf den größeren Rangierbahnhöfen und auf den nicht elektrifizierten Hauptstrecken. Die Lokomotiven 2201 – 2300 fertigte der Hersteller Allan in Rotterdam. Die Dieselmotoren lieferte die Firma Stork, Hengelo (Lizenz Superior) und die elektrischen Systeme die Firma Heemaf, ebenfalls aus Hengelo. Die Lokomotiven 2301 – 2350 baute hingegen Usines Schneider aus Creusot in Frankreich.
Die Hersteller lieferten alle Lokomotiven in brauner Farbgebung mit sandgelben Zierbändern und roten Pufferbalken aus. Die Lokomotiven verfügten gemäß der Vorschriften der NS die übliche Stirnbeleuchtung mit nur zwei (gelben) Scheinwerfern. Für den Einsatz auf grenzüberschreitenden Strecken nach Deutschland ließen die NS alsbald die Maschinen 2201 – 2225 mit einem dritten Spitzenlicht und 1969 mit automatischer Zugsicherung nachrüsten.
Zu Beginn der siebziger Jahre führte die NS ein neues Farbschema ein. Zwischen 1971 – 1986 erhielten die Loks daher eine gelb/graue Lackierung. Nur die Lokomotive 2275 ist immer braun geblieben.
Ab 1972 begann die Stilllegung und Verschrottung der ersten Loks, die letzte 2004 in der Region Zeeuws-Vlaanderen.
Unsere 2215 erhielt 1959 die dritten Spitzenlichter, 1969 die ATB Zugsicherung und 1973 eine Lackierung entsprechend des neuen Farbschemas in gelb/grau. 1997 und 1998 gab es für kurze Zeit auch Einsätze im Personenverkehr zwischen Amsterdam und Ijmuiden. Die Lok wurde 1999 außer Dienst gestellt und im Jahr 2002 vom Stichting Het Nederlands Spoorwegmuseum erworben und ist ab Mitte 2020 in der Obhut der ZLSM in Simpelveld.
Zusammenfassung der wichtigsten Technische Daten:
- Antrieb Diesel-elektrisch;
- Achsfolge: Bo’Bo’de;
- Leistung: 900 PS (661,5 kW);
- Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h;
- Gewicht: 72 t;
- Länge über die Puffer: 14,010 m
Quelle: De Nederlandse Museummaterieel Database (URL 2020), http://nmld.locaalspoor.nl/de/objekt/2274,
Übersetzung mit DeepL (URL 2020), https://www.deepl.com/de/translator, Inhalte bearbeitet und gekürzt von Reinhard Schüler
CIWL Speisewagen Typ Breda
Speissewagen 4268-42 van die Miljoenenlijn – Zuid Limburgse Stoomtrein Maatschappij (ZLSM)
Hersteller: Metropolitan Cammell Carriage & Wagon Co Ltd / Breda Milaan
Typ: Pullman Breda Dining car (2e klas)
Baujahr: 1927 ( chassis ) 1955 ( opbouw )
Gewicht: 53 t
Länge über Puffer: 23,452 m
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Urspr. Eigentümer Wagons-Lits, Historische Nummer 4268, 51 66 08-106
Der Wagen 4268 wurde ursprünglich als 2. Klasse Salonwagen ohne Küche, mit der Nummer 4112, gebaut. Das im 2. Weltkrieg schwer beschädigte Fahrzeug 4112 wurde 1955 zum Restaurantwagen durch die Firma Breda in Mailand, umgebaut. In dieser Zeit wurden ca. 100 Pullman-Wagen zu Restaurant-Fahrzeugen umgebaut. Die für die Pullman-Fahrzeuge so charakteristischen ovalen Fenster wurden durch rechteckige ersetzt und die Farben von dunkelblau/creme durch ein durchgehendes dunkelblau, umgespritzt. Der Speisewagen 4268 erhielt 36 Sitzplätze.
Im Auftrag der belgischen Staatsbahn, wurden 1986 in den Werkhallen der Wagon Lits in Ostende nochmals 5 dieser Restaurantwagen, darunter auch der Wagen 4268, renoviert und für eine erhöhte Reisegeschwindigkeit von 160 km/h angepasst. Die Pennsylvania-Drehgestelle wurden gegen solche der Bauart Minden-Deutz ausgetauscht. Weitere Veränderungen waren das Vergrössern der Küche, der Einbau einer Klimaanlage und das Austauschen der klassischen Faltbälge gegen Standard-UIC-Gummiwulst-Wagenübergänge.
Im Zeitraum von 1986 bis 1988 waren solche nochmals umgebauten Speisewagen vom Typ Breda, eingestellt bei den NMBS/SNCB, beispielsweise im SBB Eurocity 96/97 „Iris“ im Verband mit SBB Z1 Bpm und SBB A9 EC Wagen zwischen Chur und Brüssel im täglichen Einsatz. Insgesamt sollen Speisewagen vom Typ Breda noch bis 1994 in hochwertigen Reisezügen unterwegs gewesen sein.
Quelle: De Nederlandse Museummaterieel Database (URL 2020), http://nmld.locaalspoor.nl/de/objekt/1766,
Übersetzung mit DeepL (URL 2020), https://www.deepl.com/de/translator, Inhalte bearbeitet und gekürzt von Reinhard Schüler
Personenwagen 29127-21 van die Miljoenenlijn – Zuid Limburgse Stoomtrein Maatschappij (ZLSM)
Hersteller: Ste Ame des Usines de Braine le Comte
Typ: K1BD
Baujahr: 1934
Gewicht: 42 t
Länge über Puffer: 23,32 m
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
Urspr. Eigentümer: NMBS/SNCB
Historischen Nummer: 29127, 50 88 82-48 014
Die Reisezugwagen der Baureihe K wurden in den dreißiger Jahren von den Belgischen Staatsbahnen NMBS/SNCB beschafft und in Dienst gestellt. Die meisten von ihnen waren noch bis in die siebziger und achtziger Jahre im Einsatz. Vor allem die Wagen der ersten Klasse, auch K1 oder AK genannt, blieben sehr lange im Bestand, zuletzt noch im Einsatz in belgischen Militärzügen.
Der Typ K1BD ist eigentlich ein Wagen der dritten Klasse mit Holzbänken und Gepäckraum. Der Wagen hatte ursprünglich 69 Sitzplätze, wurde jedoch zu einem Buffetwagen mit Bar und 54 Sitzplätzen umgebaut und in der typischen ZLSM Farbgebung lackiert.
Quelle: De Nederlandse Museummaterieel Database (URL 2020), http://nmld.locaalspoor.nl/de/objekt/1780,
Übersetzung mit DeepL (URL 2020), https://www.deepl.com/de/translator, Inhalte bearbeitet und gekürzt von Reinhard Schüler
Zwischen den Fahrten – Motive vom Bahnhof Simpelveld:
Vor unserer letzten Fahrt verblieb genug Zeit, um auf dem Bahnsteig ein wenig die Herbstsonne zu genießen, oder die Rangierfahrten der 2215 und die Bereitstellung unseres Zuges auf „Spoor 2″ zu verfolgen.
Irgendwie hatte man auf dem Bahnhof das Gefühl, dass in Kürze ein langer Güterzug, oder ein internationaler Schnellzug von Hoek van Holland, Amsterdam CS, ein Eilzug von Maastricht, oder gar eine Bundesbahn Diesellok der Baureihe 215 mit Umbauwagen und Silberlingen von Aachen kommen müsste.
Das Ambiente des Bahnhofes mit seinen vielen Utensilien und Werbetafeln vergangener Jahre vermittelt einem einfach das Gefühl, als sei man in die große Zeit der Eisenbahn zurückversetzt worden.
Fotos: © Reinhard Schüler
Abendstimmung im Bahnhof Simpelveld
Die Bilder konnten am Abend des 03. September vor einem Treffen mit unserem Ansprechpartner Tim Hamers von der ZLSM aufgenommen werden. Zu später Stunde waren Heiner Bruer und ich fast alleine auf dem Bahnhof.
Fotos: © Reinhard Schüler
Zum Abschluß: Simpelveld – Schin op Geul – Simpelveld:
Die dritte und letzte Fahrt führt uns nun von Simpelveld durch das südlimburgische Hügelland (Heuvelland) zum Bahnhof Schin op Geul. Dabei durchfahren wir die wohl landschaftlich schönste Strecke der ZLSM.
Wir verlassen den Simpelvelder Bahnhof in westlicher Richtung und passieren zunächst den Bereich des ehemaligen Güterbahnhofes, welcher heute zur Abstellung museal erhaltener Waggons oder zur Abstellung noch aufzuarbeitender Fahrzeuge dient. Dann zieht uns die NS 2215 über einen Bahndamm weiter in westlicher Richtung.
Zur Rechten öffnet sich der Blick auf Felder und Weideland. Zur Linken sehen wir entlang der parallel verlaufenden Landstraße zahlreiche prächtige Gehöfte in typischer Limburger Bauweise, sogenannte Viereckhöfe (Carréhoeve), deren Gebäude immer einen Innenhof vollständig umschließen und über ein großes Zufahrtstor verfügen. Wir erreichen die Ortschaft Overeijs mit Schloß Goedenraad am Ortseingang.
Wir unterfahren den Zwartebrugweg und blicken auf die Kirche von Eijs und wenig später auf das Farm-Hotel Eijserhof und dann zur Rechten auf das Delikatessengeschäft und Lunch-Restaurant Eijserhalte Fruit en Groentehal an der Spoorbrug Wittemerweg, der nach Gulpen führt. Fast unbemerkt durchfahren wir sogleich den kleinen Haltepunkt Eijs-Wittem.
Die schon tierstehende Sonne läßt die Bäume in allen Herbstfarben erleuchten. Das sanfthügelige Land und die Knicklandschaften erinnern an Südengland. Man glaubt nicht durch die Niederlande zu reisen.
Die Bahntrasse schwenkt nach Nordwesten und unser Zug erreicht die kleine Station von Wijlre-Gulpen. Der Bahnhof verfügt über ein Ausweichgleis für Überholungen und Zugkreuzungen. Zwischen Wijlre-Gulpen und Schin op Geul ist der weitere Streckenverlauf nun zweigleisig. Zur linken bestimmen das Gebäude der Brand Brauerei und die Sint Gertrudiskerk das Ortsbild.
Wir durchfahren den Betriebsbahnhof ohne Halt und passieren darauf Fromberg mit der Hofmetzgerei, Käserei und Restaurant Boerderijwinkel und der Wijndomein St. Martinus zur Rechten. Unser Zug verlangsamt das Tempo und erreicht nach einem Linksbogen den schmucken Bahnhof von Schin op Geul. Hier endet unsere Fahrt. Wir haben nochmals Zeit zum Ausstieg, während sich das Lok- und Zugpersonal auf den nötigen Lokumlauf vorbereitet.
Der ZLSM – Bereich der Station ist zweigleisig und über eine Weichenverbindung mit der elektrifizierten NS Strecke Maastricht – Heerlen – Kerkrade verbunden. Diese Strecke wurde 1913 eröffnet. Seitdem ist Schin op Geul ein Abzweigbahnhof, in Keilform angelegt und mit einem mittigen Empfangsgebäude und Außenbahnsteigen ausgestattet, die über zwei beschrankte Bahnübergänge miteinander verbunden sind.
Der Bahnhof ist sehr gepflegt. Auch hier findet man neben einer schönen Bahnhofsgaststätte auch wieder zahlreiche Eisenbahn-Relikte aus vergangenen Epochen.
Nach dem Lokumlauf kam dann das Zeichen zum Einsteigen und zur Abfahrt zurück nach Simpelveld. Zeit an das gerade Erlebte zurückzudenken. Schade, dass wieder einmal alles viel zu schnell zu Ende ging. Gerne wären wir noch weiter durch diesen wunderschönen Landstrich gefahren, aber vielleicht kommen wir ja irgendwann nach Simpelveld und Süd-Limburg zurück.
Während der Rückfahrt musste die Sonne dunklen Regenwolken weichen und Simpelveld empfing uns im kräftigem Regen. Wir verabschiedeten und bedankten uns von unseren niederländischen Gastgebern und stiegen schnell in unseren Bus, welcher uns auf kürzestem Weg nach Geilenkirchen zurückbrachte.
Ja, das war es mal wieder. Der Abend klang dann noch mit einem gemütlichen Beisammensein im Hotelrestaurant aus …
Fotos: © Reinhard Schüler
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Texte zur ZLSM: Reinhard Schüler.
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